Obgleich sich das Wirtschaftsjahr 2014 noch im ‚Stadium nascendi‘ quasi in den „Geburtswehen“ befindet, ist bereits deutlich abzusehen, daß sich der Trend aus 2013 fortsetzt. Aber was treibt die Aktienmärkte eigentlich so vehement an? Nun, zum einen ist es die enorme Liquidität in den Märkten; vor allem die institutionellen Anleger (Banken, Pensionsfonds, Lebensversicherungen, berufsgenossenschaftliche Versorgungswerke, etc.) sitzen auf Abermilliarden, die es zu investieren gilt. Da sie nur in sehr begrenztem Umfange in Immobilien und Edelmetalle investieren können, und der Geldmarkt, Staatsanleihen und andere festverzinsliche Papiere nur wenig hergeben, investieren sie in die Aktienmärkte – und hier natürlich vornehmlich in Standardwerte großer Unternehmen, die ihrerseits über hohe Kassa-Bestände verfügen, wobei die Schwellenländer/Emerging Markets nach den schlechten Erfahrungen im letzten Jahr zunehmend gemieden werden.
Zum anderen ist der Anteil von Aktienkäufen auf Kredit (vor allem im anglikanischen Markt) so hoch wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr; die Bereitschaft zur Spekulation – hierzulande eher selten – geht einher mit der Gier nach „Schnäppchen“.
Hinzu kommt drittens der Umstand, daß noch Mitte 2013 starke Währungen (u.a. Neuseeland-$, die norwegische Krone und der australische Dollar) bis zu 10% an Wert gegenüber dem US-$ und (noch mehr) dem Euro einbüßten.
Die Gelder der Privatanleger beeinflussen die Märkte derzeit wenig, wenngleich die Tendenz zunimmt (selbst hierzulande!), hohe Bargeldbestände (vor allem überladene Girokonten) abzubauen; das Menetekel der ‚Schuld-Steuer‘, das der Internationale Währungsfonds (IWF), die Weltbank und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) – finanzwirtschaftlich das mächtigste Dreigestirn in der gesamten weltweiten Finanzwirtschaft – schon seit Oktober letzten Jahres immer deutlicher einfordern, beginnt Wirkung zu zeigen. Dieses völlig unter Kontrolle der USA stehende ‚Triumvirat‘ steht auch hinter der vehementen Forderung an die Bundesrepublik, endlich den eigenen Exportüberschuß abzubauen, den binnenländischen Konsum zu forcieren und damit seine Dominanz (vor allem innerhalb der Euro-Zone) einzuschränken, andernfalls müßte man über Strafen nachdenken und Konsequenzen ziehen. Diese unverhohlene Drohung bestraft quasi Deutschland für seine (noch) intakte Situation am Arbeitsmarkt.
In welcher von Banken und staatlichen Institutionen dominierten Welt leben wir eigentlich? Glaubt man allen Ernstes, mit einer Schwächung der europäischen „Lokomotive“ die horrenden Arbeitslosenzahlen in der gesamten EU (durchschnittlich 11%; bei der Jugendarbeitslosigkeit ø 32%) abbauen zu können? Selbst ehemalige Musterländer wie Schweden, Dänemark und die Niederlande bieten nur etwa 80% ihrer Jugendlichen einen Weg ins Arbeitsleben.
Der letzte Grund für den derzeitigen Hype an den Aktienmärkten ist sicherlich der typische Herdentrieb, und da sind vielen Anlegern, die ansonsten Risiken vermeiden und auf Sicherheit setzen wollen, Renditen von 3 bis 5% noch zu wenig. Sie verweisen auf den DAX (2013: 25,5%), ohne dabei zu bedenken, daß in diesen Index auch Dividendenerträge einfließen (noch dazu unversteuert).
Generell wird auch das noch junge 2014 äußerst interessant und spannend werden – nicht nur im Sport (WM und Olympia), sondern auch an den Finanz- und Wertpapiermärkten.
H.-W. Graf