Die generell und seit Monaten dröge vor sich hin plätschernde allgemeine Lage gewinnt nun doch zunehmend an Spannung.
Nein, ich spreche nicht vom bundesdeutschen Wahlk(r)ampf – hier hat die Langeweile schon ein pathologisches Niveau –, sondern vom politischen Umfeld und der Zuspitzung des Syrien-Konfliktes, der seine Schatten wirft. Immerhin sind Assad und sein Regime die letzte verbliebene militärtechnische Bastion Rußlands am Mittelmeer, und auch russischen Zeitungen ist zu entnehmen, daß Putin massiv gegen einen Militärschlag des „Westens“ aufrüsten wird, u.a. durch ein Corps, bestehend aus russischen und ukrainischen Freiwilligen; von bis zu einem Dutzend Schiffen aller Größe und drei Divisionen (insg. 50.000 Soldaten) ist die Rede.
Die Briten hingegen haben dem Friedensnobelpreisträger Obama bereits abgesagt – das Volk ist mehrheitlich (95%) dagegen. Öffentliche Meinungsbilder interessieren jedoch die US-Führung nicht im mindesten; nur 10% der US-Bürger stimmen ihrem Häuptling zu. Doch Außenpolitik ist Sache des White House. Soweit zum Status der Demokratie in den USA. Jetzt müßte die US-Militärführung schon wieder ein Spektakel organisieren (Lusitania – 1. Weltkrieg; Pearl Harbor – 2. Weltkrieg; Tonking-Affäre; 9/11; Massenvernichtungswaffen – Irakkrieg), um die US-Bevölkerung kriegsbereit zu machen.
Hinzu kommt aber, daß bei diesem Konflikt auch in hohem Maße fundamentalistisch-religiöse Aspekte involviert sind. Alle drei monotheistischen Religionen (nebst diversen Splittergruppen) sehen in Syrien und den fünf Nachbarstaaten ihre fundamentalen Interessen gefährdet und aufs Spiel gesetzt.
Wir könnten einen gefährlichen eurasischen Konflikt gewärtigen, der ob der vielfältigen Interessensgruppen und einer dementsprechenden Chaotik unbeherrschbar werden könnte, zumindest aber von keiner Seite zu gewinnen ist. Leidtragende können und werden hier – in möglicherweise monströsem Ausmaß – nur wieder Zivilisten und unschuldig Beteiligte sein.
H.-W. Graf