Wer in der Nacht vom 17. auf den 18. Mai (als Nacht-Eule, wie ich eine bin) die Märkte in Asien verfolgt hat, könnte erschrecken: – 7,3% beim Nikkei, – 2% in Sidney, und auch die übrigen asiatischen Börsen schwächelten. Prompt reagierten dann auch erst die europäischen, dann die Börsen in Nord- und (eingeschränkt) in Südamerika mit respektablen Rückschlägen.
Nun, wir (ehemals efv-AG) halten dies für einen (wenngleich etwas überzogenen) Rücksetzer, nicht jedoch für einen beginnenden Trend nach „Süden“. Auch im Weiteren rechnen wir mit einem zunehmenden Spread zwischen der realwirtschaftlichen und der politischen Welt; letztere wird getrieben von Politikern, die auf Gedeih und Verderb „ihr“ EURO-Projekt erzwingen wollen, und von Notenbanken befeuert, deren Druckmaschinen längst heißlaufen – etwa 6 Billionen US-Dollar im internen Bankenkreislauf schielen weltweit nach Anlagemöglichkeiten.
Fernab der sozial- und fiskal-politischen Realität geht es den Politikern ausschließlich um die Durchsetzung ihrer eigenen Ziele, und dazu ist ihnen – ohne Rücksicht auf ihre Bevölkerung – wirklich jedes Mittel recht; mögen die Arbeitslosenzahlen im gleichen Maße steigen (EU-weit: 12,7%), wie die Großindustrie Arbeitsplätze abbaut und ins billigere Ausland verlagert; was kümmert Ben Bernanke, daß mittlerweile jeder vierte Haushalt in den USA Essensmarken bezieht. Am Mittwoch verlautbarte er vollmundig: „Premature tightening would endanger the recovery.“ („Ein vorzeitiges Zurückfahren der Geldmenge würde die wirtschaftliche Erholung gefährden.“)
Völlig anders die realpolitische Welt: In sämtlichen Ländern der EU (also beileibe nicht nur in den „Peripherie“staaten) ist jegliches Vertrauen in die Politiker auf dem Tiefpunkt angekommen; mutmaßlich würde bei demokratischen Volksabstimmungen kaum ein Land in der EU verbleiben. Wer kann, zieht ohnehin geplante Käufe einem Sparen vor (selbst die „sparwütigen“ Deutschen weisen die niedrigste Sparquote seit neun Jahren auf), investiert in Immobilien, den Ausbau/Umbau seiner Immobilie, eine neue Küche oder Möbel sowie (ganz Mutige) in Gold und Silber, die derzeit zwischen 12 und 20% ihrer Höchststände eingebüßt haben. Die Menschen bangen um ihre Jobs und Arbeitsplätze, versuchen aber, sich mit der gegebenen Situation zu arrangieren – je nach Lebenseinstellung und Temperament.
Daß Anlagen in Geldwerte – Festgelder, Lebens- und Rentenversicherungen, Sparbücher, Anleihen und Obligationen – realiter (nach Steuern und abzüglich der Inflationsrate) ein klares Verlustgeschäft sind, spricht sich immer mehr herum, aber noch ist bei vielen Menschen die Angst größer als das Wissen um Zusammenhänge. Alles spricht für Sachwerte. Immerhin hat Bill Gross, Manager des größten Rentenfonds der Welt, die 30-jährige (!) Renten-Hausse am 29. April für beendet erklärt. Und die langfristigen Zinsen sprechen eine deutliche Sprache: So erzielen 10-jährige Staatsanleihen nur noch zwischen 0,6% (Schweiz) über 1,47% (Deutschland) bis zu 2,01% (USA). Und selbst die Staatsanleihen der Südländer (Spanien: 4,16%, Italien: 3,9%, Portugal: 5,17% und Griechenland: 7,95%) rentieren – dank der überbordenden Versorgung mit EZB-Mitteln – inzwischen wieder nur noch einstellig.
Die derzeitige „Hängepartie“ zwischen Realwirtschaft und politischer Fiktion wird uns wohl noch bis zum 22. September 2013 begleiten. Spätestens dann jedoch, wenn die Würfel gefallen sein werden, dürften politisch längst ausgearbeitete Pläne aus den Schubladen gezogen werden.
Wie wir aus gut unterrichteten Quellen erfahren haben, geben inzwischen Parlamentarier ihren Verwandten und Freunden bereits den Tip, ihre derzeit noch bei Banken befindlichen Guthaben und Festgelder „zu überprüfen“; ein recht deutlicher Hinweis darauf, daß wir nach der Wahl Überraschungen gewärtigen dürfen.
Sicherlich am besten und zukunftssichersten fährt, wer nicht nur in Sachwerte investiert, sondern darüber hinaus darauf achtet, daß seine Anlagen vor dem Zugriff Dritter (staatliche Eingriffe, Emittenten-Risiken und singuläre Risiken) bestmöglich geschützt sind. Die Verwahrung in Sondervermögen (also Crash-gesichert), das (rechtsgesicherte) Depotbankenprinzip, eine tägliche Verfügbarkeit (die Schwachstelle von Immobilien; auf Grundbücher und immobile Vermögen hat der Staat jederzeit Zugriff) sowie eine breite Streuung sind sicherlich die (relativ) beste Absicherung gegen Vermögensverfall, staatliche Eingriffe und politische Überraschungen. Genau diese vier zentralen Schutzmechanismen bieten Investmentfonds. Aber der brave Deutsche vertraut traditionell immer noch (staatlichen) Geldwerten mehr als Sachwerten – jenseits aller Erfahrungen in der Vergangenheit.
H.-W. Graf