‚Führen’ definiert sich allgemein und wertneutral als ‚vorbildhaft, berechenbar und konsequent die Richtung vorgebend’. Erst aus dieser inneren Haltung des/r Führenden erwächst das Vertrauen der dieser Führungsfigur folgenden, geführten Gemeinschaft – des Rudels, der Herde oder einer Mannschaft im Sport. ‚Führung’ wird umso nötiger, je unwegsamer das Gelände, je unbekannter das Terrain, je schwieriger die Situation ist, und in gleichem Maße bedingt eine problematische Lage ein umso größeres Vertrauen der dieser Führung Folgenden.
Dabei ist durchaus nicht erforderlich, daß der Führende in allen Belangen der Beste und Hüter allen Wissens ist. Am besten führt, wer sich die jeweils Besten als Ratgeber an die Seite holt.
All dies vorausgesetzt: Betrachten wir uns die Phalanx derer, die uns politisch zu führen vorgaukeln, so bleibt die Wahl zwischen hysterischem Lachkrampf oder unendlicher Trauer; da stemmt sich eine Laune der Natur wie eine hilflos mit den Fäustchen drohende Preisboxerin gegen die Einsicht, daß Taktieren zwar in der ex-DDR zur politischen Disziplin gehörte, dies aber mit Führen nichts zu tun hat. Und wer sekundiert diesem Schreckgespenst von einer Kanzlerette? Ein blasiert-schleimiger Ex-Maat Laurenz Meyer, ein an hilfloser Blaßheit nur noch von seiner Chefin übertroffener Ronald Pofalla und ein sich wütend entrüstender Jürgen Rüttgers, der so gern im Aufsichtsrat von Siemens säße. Im bulligen Genick der mitleid-heischenden Angela hockt der Geier Müntefering, der wohl wirklich nur in der SPD nicht längst zum Sozialfall verkommen konnte, mit den Erben eines längst verkümmernden Feierabend-Sozialismus’ wie der politischen Attentäterin Ulla Schmidt, die Deutschland zuliebe besser bei Mutti in Aachen hätte bleiben und ihrem Erstberuf nachgehen sollen, statt die Dauer-Reformschwangere zu spielen. Ums Gehöft schleichen die politischen Erbschleicher und Kulissenschieber einer wenig Hoffnung suggerierenden Zukunft vom Schlage der Provinzfürsten Beck und Gabriel, der larmoyante Phrasendrescher Party-Wowi und der in jeder Hinsicht schüttere Stoiber, den außerhalb Bayerns niemand noch für voll nimmt. Jede mißglückte Reform ist ihnen ein Plaisir, auch wenn die Kommunikation zwischen Realität und Fiktion, Partei und Volk, Angela und dem Rest der Sozialgemeinschaft Deutschland nur noch per Brieftauben erfolgt.
Da muß sich Bärbeiß Struck nur geduldig an seinem Pfeifchen festhalten und abwarten; die Wulffs, Oettingers, Müllers und Steinbrücks bringen das waidwunde Wild schon zur Strecke, das ungeliebte, androgyne Wesen, was in mitleiderregender Unfähigkeit als Kanzlereuse durch die politische Schlangengrube tappst – naiv wie Alice im Wunderland und allen Gram der Welt in den Mundwinkeln versammelt.
Die jeder Meuchelei fähige, aber absolut perspektivelose SPD flirtet derweil mit den Ruinen-wächtern des ehemaligen grünen Koalitionspartners ebenso wie mit dem Möchtegern-Führer der pseudoliberalen FDP – Wowi und Westi als homophiles Traumpaar für die Zeit nach Merkel! Rückenwind könnte dieses Faschingsprinzenpaar – wieder mal – aus Österreich erhalten; felix Austria hat in Gusenbauer nun auch seinen Schröder gefunden.
Mein Engelchen Merkel, mit Taktierspielchen à la SED ist dieses Land nicht zu führen, und Dein nächstes Buch – laß` da besser einen Ghostwriter ran; „Mein Weg“ ist beinahe so schlecht wie die ‚Satanischen Verse’ oder ‚Mein Kampf’ – könnte den Titel tragen: „Himmel war ich naiv – aber zumindest die Rente ist gesichert“.
Was hier unter ‚politischer Führung’ läuft, ist eine Trauerveranstaltung ersten Ranges hinter hochgezogenen Zugbrücken. Die Schloßherrin erinnert an Marie Antoinette, die auf den Hinweis ihrer Höflinge, das Volk verhungere, weil es kein Brot habe, erstaunt erwiderte: „Warum essen die Leute dann keinen Kuchen?“
Die bundesdeutsche Parteiendiktatur duldet keine wirkliche Führung; spätestens seit dem Politkriminellen Kohl steht die Parteidoktrin über allem, vor allem über jeglicher politischer Verantwortung – beileibe nicht nur in Deutschland, aber nirgendwo so deutsch-perfektioniert. Spätestens auf Bürgermeister-Ebene ist Schluß mit ‚Führen’ im oben skizzierten Sinne. Parteiliche Geschmeidigkeit und hochmütig-dreiste Frechheit, intrigantes Geschick und populistisches Gesabbere mit einem sicheren Gespür für extravagante Zeitströmungen sind die Garantien einer parteipolitischen Karriere. Das ist das ‚Material’, aus dem politischer „Führungs“-Nachwuchs rekrutiert und gebastelt wird – ein bißchen schwul, die größten Muskeln rund ums Maul, mediengeil und telegen, vor allem aber omnipräsent.
Wundert es da wirklich, wenn die Wahlbeteiligung permanent abnimmt und das Vertrauen der Menschen in die Politik(erInnen) – Basis jeglicher erfolgreicher Führung – inzwischen hinter das zu Versicherungsvertretern und Autohändlern gerutscht ist? Die Folge: Politische Abstinenz oder die Hinwendung zu extremen Links- oder Rechtsparteien.
Die sechs politischen Systemparteien dieses Landes erfüllen allsamt die strafrechtliche Definition von kriminellen Vereinigungen, vorsätzlichem Betrug, fortgesetzter Untreue und des Verrats der Bedürfnisse ihrer Wähler, die unter Vorspiegelung falscher Tatsachen und mit bewußten Lügen an die Urnen gelockt werden.
Nur selten – vor 20 Jahren die DC in Italien, Ende der 80er die KPDSU, heute die sozialistische Partei Ungarns – fliegen die Potemkin`schen Dörfer unserer politischen Schranzen in die Luft. Aber Vorsicht, Ihr Schäubles aller Parteien: Tempora mutantur! Die jungen Menschen sind wacher als früher, und die Zeiten werden sich ändern.
Dieses Land ist von Kohl und seiner Clique ver-„führt“ worden und in der Ära Schröder zum parteipolitischen Rummelplatz verkommen, auf dem sich unfähige Scharlatane und Gaukler tummeln.
Wenn mit diesem parteipolitischen Mumpitz nicht schleunigst aufgeräumt und Deutschland nicht den parteipolitischen Kraken entrissen wird, verlieren wir sozial- wie auch wirtschaftspolitisch zunehmend und mutmaßlich auf Jahrzehnte den Anschluß an die Zukunft. Dabei ist nicht damit gedient, wenn Ex-Minister(-Präsidenten) wie Herr Clement als Politrentner plötzlich ehrlich werden; unfähige und vor keinem Ruch zurückschreckende PolitikerInnen dürfen erst gar nicht an die Hebel der Macht gelangen. Der Staat muß den Parteien entrissen werden – das wußten bereits Solon und Perikles vor 2.500 Jahren. Nur ausgesprochen dumme Tiere setzen sich Parasiten wie Zecken selbst ins Fell.
Vielleicht gehören Gefängnisse für betrügerische Politiker zu den gewinnversprechendsten Kapitalanlagen der Zukunft – als steuerbegünstigte geschlossene Immobilienfonds.
Hans-Wolff Graf
P.S.: Wer sich immer noch um Alternativen bemüht, dem sei folgende Website anempfohlen: www.d-perspektive.de
Resignieren heißt aufgeben!