Nach Tausenden von Nachrichten, Artikeln, Stellungnahmen von Politikern, Bankern und anderen „Experten“, Talkshows, Kongressen, Telefonkonferenzen und Vorträgen darf die ernüchternde Diagnose erlaubt sein: Diejenigen, die uns qua Amt und Funktion in die Zukunft führen sollen, eint Hilflosigkeit und Ratlosigkeit sowie der eiserne Wille, nichts zu unternehmen und zu wagen, was ihre Macht und Position gefährden könnte.
Das Problem ist nur, daß die Masse der Menschen – national wie international – verunsichert und hilflos darauf wartet, daß genau diese „Führungskräfte“ ihnen den Weg in die Zukunft zeigen und öffnen, selbst aber wahlweise in Wut oder Trauer, Hoffnung oder Resignation verharrt.
Allen „Experten“ gemeinsam ist, daß sie den Kranz der heutigen Probleme jeweils nur aus ihrem eigenen Fachbereich betrachten, ihnen der Blick dafür verstellt ist, daß es gar nicht mehr darum geht, singuläre Probleme zu lösen, sondern die multiplen Facetten der Gesamtproblematik als Ganzes zu analysieren, zu verstehen und als ganzheitliches Problem zu lösen.
Damit darf lakonisch konstatiert werden: Diejenigen, die sich selbst als kompetente Experten sehen und als solche äußern, sind per se völlig ungeeignet, uns aus dem Sumpf der ganzheitlichen Problematik herauszuführen.
Die einzelnen Ressorts der Politik, der Wissenschaft sowie der meisten Berufe haben ein Eigenleben entwickelt, das den Blick für Zusammenhänge immer mehr verloren hat. Kein Wunder, daß die Multiplexität in sämtlichen Berufen, allen Sparten der Wissenschaft wie auch der Politik ein immer komplexeres Eigenleben entwickelt hat und damit der Blick für die Ganzheitlichkeit immer mehr verloren gegangen ist.
So haben heute Mediziner aller Fachrichtungen so gut wie keine gemeinsamen Sprachfelder mehr; Sozial-, Wirtschafts-, Finanz-, Bildungs- und Justizpolitiker können sich allenfalls noch auf ein gemeinsames Datum einigen, haben aber keinerlei ressortübergreifendes Verständnis für das, was in den unterschiedlichen Ministerien und Abteilungen vor sich geht. Jeder ist auf die Inhalte seiner spezifischen Tätigkeit reduziert und in den übergreifenden Strukturen wird ausschließlich in den Größenordnungen von Machterhalt, Umsatz und Gewinn gedacht und gehandelt. Dieses systemische Denken in systemisch abgegrenzten Arbeitsbereichen hat uns in immer feineren Verästelungen in den einzelnen Subsystemen inzwischen an einen Punkt geführt, der die mit den spezifischen Problemen Beschäftigten ebenso rat- und hilflos macht wie diejenigen als Bezieher und Nutzer, als Bürger des „Öffentlichen“ Dienstes.
Hinzu kommen weitere Verästelungen auf föderaler, regionaler und kommunaler Ebene, die sich noch weitergehend spezifiziert und voneinander wegentwickelt haben.
Dies ist der Grund, warum nicht nur den Bürgern, sondern auch den für die jeweiligen Ressorts des „Öffentlichen“ Dienstes Tätigen jede Übersicht verloren gegangen ist.
Infolge dieser verhängnisvollen Diversifizierung (z.B. in der Steuer-, Finanz-, Wirtschafts- und Sozialpolitik) hat sich aber auch die gesamte Justiz und deren Rechtsprechung völlig unterschiedlich entwickelt, was dazu führt, daß eigentlich gleichem Recht unterstehende Gerichte diametral unterschiedliche Urteile sprechen.
Gilt diese Beschreibung eines völligen Chaos in praktisch allen Lebensbereichen für ein Land, so gilt sie umso mehr für den zunehmenden Drang von Regierungen und politischen Organisationen, sich transnational zu vereinigen und für den zweifelhaften Versuch, jenseits von über Jahrhunderte gewachsene kulturelle Unterschiede übergeordnete Strukturen stülpen zu wollen – hin zu einer „Weltordnung“ in allen Lebensbereichen.
Dahinter steht aber ein völlig falsches und in seinen Auswirkungen höchst fatales Menschenbild und der halsbrecherische Versuch, die Spezies homo sapiens sapiens in ein alle Lebensbereiche umfassendes, gemeinsames Raster zu schieben, zu uniformieren und (vorgeblich) zu vereinheitlichen.
Ultimativ sollen dann Finnen und Chilenen, Afrikaner und Asiaten, US-Amerikaner und Chinesen, Isländer und Australier in gleicher Weise und nach gleichen Gesetzen leben, denken, fühlen und handeln.
Dieser abstruse Spagat – „Gleichheit“ aller Menschen bei gleichzeitig immer weiter wachsender Subspezifizierung aller Lebens- und Arbeitsbereiche – kann nicht gelingen; dies gliche nämlich dem Versuch, alle Tiere oder Pflanzen auf diesem Planeten zu vereinheitlichen und Fischen das Fliegen, Würmern das Jaulen beizubringen oder Schlüsselblumen in Baumhöhe zu züchten.
Wie sähe eine Lösung aus diesem Dilemma aus?
[….]