Was stellte ich als Dreikäsehoch nicht alles an, um den Weihnachtsmann persönlich zu treffen, von dem uns im Kindergarten so wundersam erzählt wurde. Als ich dann, gerade mal vierjährig, dahinter kam, daß sich hinter der Polyestermatratze unser freundlicher Hausmeister verbarg, brach für mich eine Welt zusammen. Gleichzeitig fiel mir auf, daß es diesen Kerl gleich in mehreren Varianten, mit unterschiedlicher Stimme, mal kleiner/größer, mal schlank oder rundlich, gab – immer jedoch unter der gleichen Bezeichnung; ich fühlte mich grenzenlos getäuscht.
Daß das mit dem Klapperstorch und dem Osterhasen doch etwas anders lief, hatte mir meine Mutter in pädagogisch kluger Weitsicht schon in frühesten Kindertagen beigebracht.
Katastrophal endete dann jedoch mein Bemühen, die anderen, noch selig an diese Figuren glaubenden Kinder aufzuklären. Keiner dieser Spatzen war bereit, mir zu glauben, und eine der Kindergärtnerinnen drohte mir gar mit dem Rohrstock, wenn ich derartige Lügen weiterhin verbreitete.
Nicht anders ergeht es mir seit 35 Jahren – solange versuche ich mittels ‚zeitreport’, mit den ‚Märchen für Erwachsene’ aufzuräumen.
Aber wer den wohl immer noch in kindlicher Naivität verfangenen, zumeist nur körperlich Erwachsenen, wenngleich gemäß BGB mündigen BürgerInnen klarzumachen versucht, daß unsere Parteien weder ‘christlich’, noch ‘sozial’ oder ‘freiheitlich’ orientiert sind, erntet bestenfalls Desinteresse, mitunter resigniertes Kopfnicken, oftmals treten gar aggressive Ablehnung und Spott zutage. Immerhin rüttelt man damit ja am grundgesetzlich verbrieften Recht auf „Freiheit“ – im Sinne persönlicher Denkfaulheit und körperlicher Bequemlichkeit.
Völlig konsterniert reagieren Lieschen und Franz Bravdeutsch auf den logischen Beweis*, daß das Ammenmärchen von der (parlamentarischen) ‚Demokratie’ schlicht und ergreifend ein intellektueller „Nasenring“ ist, an dem uns seit fast 60 Jahren die Vertreter des Politadels durchs Land zerren und für dumm verkaufen. Bisweilen halten sich – wir kennen das aus frühen Kindertagen – selbst Freunde und gute Bekannte einfach die Ohren zu; allzu schmerzhaft wäre es für sie wohl, der Realität ins Auge zu sehen und zu akzeptieren, daß (fast) sämtliche der auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene agierenden Politiker entweder vorsätzlich das Volk belügen – und damit gegen das Grundgesetz verstoßen, bzw. wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung (zum Zwecke der persönlichen Bereicherung, zum Schaden ihrer Wähler/des Volkes, das sie zu vertreten vorgeben) auf die Anklagebank gehören –, oder derart dumm sind, daß sie ganz sicher nicht dazu befähigt sind, öffentlich-(un)rechtliche Ämter zu bekleiden und dafür auch noch fürstlich (sic) entlohnt zu werden. Eine dritte Alternative gibt es tatsächlich nicht.
Frägt man dann einen jenseits der Mündigkeitsgrenze befindlichen Wahlbürger, ob er sich auch nur einer einzigen ‚demokratisch beschlossenen Entscheidung’ erinnere, weiten sich beim Einen adrenalingesteuert die Augen, beim Nächsten erkennt man mimisch den Anflug eines Nachdenkens, der Dritte entgegnet, daß dafür ja die per Wahl zu Entscheidern berufenen Politiker zuständig seien.
Dem widerspricht aber
- die Tatsache, daß mehr als die Hälfte aller Abgeordneten gar nicht direkt, d.h. vom Volk gewählt, sondern von den Parteien intern ausgekungelt werden;
- die Zusammensetzung der Parlamente in Bund und Ländern [ca 70% aller „Vertreter des Volkes“ stammen aus dem öffentlich-(un)rechtlichen Dienst!];
- spätestens seit der Ära Kohl die ‚Fraktionsdisziplin’ über dem Wählervotum steht, was einen klarer Verstoß gegen Artikel 38 des Grundgesetzes darstellt;
- Parlamentarier regelmäßig über Gesetzesvorlagen beschließen, deren Inhalte ihnen zumeist fachlich-thematisch überhaupt nicht bekannt sind.
Auch die Ergebnisse der Forsa-Umfrage** sind nicht nur ein beschämendes Abbild von „Demokratie“ – besser: Demokratur –, sondern insofern sogar ein gefährliches Signal, als irgendwann – und so wenig vorhersehbar, allenfalls zu erahnen, wie der 9. November 1989 oder andere signifikante Einschnitte in der Geschichte unseres Landes (1618, 1713, 1848, 1933 u a.) – die Saat der Veruntreuung, der Lüge und des fortgesetzten Betrugs aufgehen wird.
Machen Sie selbst die Probe aufs Exempel:
Wurde auch nur bei einer zentralen Frage – Rechtschreib“reform“, Einführung des EURO, Gesundheits“reform(en“), Rentenversicherungs“reform(en“), EU-Verfassung, etc – des Volkes Wille auch nur im Ansatz berücksichtigt?!?
Nein, nicht ein einziges Mal. Herr Müntefering erachtet es vielmehr sogar als Frechheit, daß die Politiker vom Volk an ihre Wahlversprechen erinnert und daran gemessen werden.
Unverschämter und arroganter, Herr Müntefering, geht’s wirklich nicht mehr!
Es ist schon bemerkenswert, wie lange sich 52 Millionen Wahlbürger von einer Horde selbsternannter elitärer Lügner und Veruntreuer des gesamtheitlich erarbeiteten Volksver-mögens derart rücksichts- und bedenkenlos belügen und wie die Weihnachtsgänse ausnehmen lassen.
Aber vielleicht entsprechen meine Gedanken über den Klapperstorch (gehen Sie als ledige Mutter mit dieser Story mal zum Versorgungsamt!) und den Osterhasen, den Weihnachtsmann, die Demokratie und „sozialchristlichsozialliberale“ Politiker nur wilden Verschwörungs-theorien. Wer weiß?!?
H.-W. Graf
* Demokratie setzt sinnlogisch und originär zweierlei voraus: 1) daß der/die Beschließende weiß, worüber eigentlich abzustimmen ist (also reales Wissen um die zur Rede stehenden Inhalte) und 2) die persönliche (wirtschaftliche und faktische) Betroffenheit der Stimmberechtigten vom Ergebnis der anstehenden demokratischen Abstimmung.
Aus beiden Grundparametern ergibt sich aber zwingend logisch, daß Demokratie (und dementsprechend auch eine demokratische Abstimmung) immer nur auf kommunaler Ebene stattfinden kann. Siehe hierzu das ‚alternative Demokratie- und Rechtskonzept’ (www.d-perspektive.de/konzepte).
** Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des STERN glauben 82% der Deutschen, „daß das Volk politisch nichts zu sagen hat“ und 84% „bezweifeln, daß Wahlen etwas ändern“. 82% aller Deutschen und sogar 90% der Ostdeutschen sind davon überzeugt, daß „auf die Interesse des Volkes keine Rücksicht genommen wird“. Nur noch 5 Prozent vertreten die Meinung, daß man mit Wahlen „in starkem Maße“ die Politik mitbestimmen könne.