Wendemanöver – Die geheimen Wege zur Wiedervereinigung
Autor: Ferdinand Kroh
Verlag: Carl Hanser Verlag, München
Preis: € 19,90
Umfang: 355 Seiten
ISBN: 3-446-40271-3
Der Zusammenbruch der DDR und der Mauerfall kamen völlig überraschend, Helmut Kohl nutzte die Gunst der Stunde und leitete die deutsche Wiedervereinigung ein. Er habe, so Kohl im zweiten Band seiner Memoiren, der im November dieses Jahres auf den Markt kommt, seit 1986 alles getan, um die Wiedervereinigung zu ermöglichen.
Dieses Buch macht Schluß mit dieser Wendelegende. Seine Grundthesen lauten:
- Bundeskanzler Kohl wollte die Wiedervereinigung nicht. Seine Politik lief der Politik von Reagan und Bush entgegen, weil er glaubte, gesamtdeutsche Wahlen nicht gewinnen zu können.
- Wende und Mauerfall waren Folgen eines lang angelegten, politisch und geheim-dienstlich gesteuerten Manövers des Westens und des Ostens, bei dem die Wieder-vereinigung anfangs nicht geplant war. Geheimgespräche zwischen Bonn und Ostberlin, die eine Öffnung der Mauer und eine Konförderation beider deutscher Staaten zum Ziel hatten, fanden regelmäßig bereits seit 1980 statt.
- Die von der RAF (!) begangenen Morde an von Braunmühl, Herrhausen und Rohwedder standen höchstwahrscheinlich im Zusammenhang mit der Wende.
- Die Bundesregierung täuschte die Öffentlichkeit über den wahren Aufenthaltsort der sog. „zweiten Generation“ der RAF. Deren Abtauchen in der DDR war mit Honecker abgesprochen.
In der bisherigen Berichterstattung über die Wende sind diese Punkte weitestgehend unter den Teppich gekehrt worden. Über die Gründe dafür kann man nur spekulieren. In jahrelanger Recherche trug Autor Ferdinand Kroh Bekanntes und Unbekanntes zur Untermauerung seiner Thesen sorgsam zusammen. Seine Conclusio legt den Gedanken nahe, daß wir bezüglich der Wende einem großen PR-Manöver aufgesessen sind, mit dessen Hilfe Legenden gestrickt und unliebsame Fakten unterdrückt werden konnten. Zum 15. Jahrestag der Wiedervereinigung ist es nun höchste Zeit für einen unverstellten Blick auf die damaligen Ereignisse.
Ferdinand Kroh ist Diplom-Politologe und seit 1977 als freier Journalist und Filmautor tätig. Von 1988 bis 1990 erstellte er viele Radio-Korrespondentenberichte über die damalige DDR, danach TV-Reportagen über die Hintergründe der Wende.