Was hat uns der Sexist Zeus da bloß angetan, als er die abessinische Prinzessin nach Westen verschleppte!
Aus einem Fleckenteppich von fast 20.000 Graf- und Freiherrenschaften, edlen Gemarken, Fürsten- und (Erz)bischofstümern, Baronaten und Herzogtümern, König- und Kaiserreichen schälten sich innerhalb von zwei Jahrtausenden ein Dutzend Weltreiche heraus, die dann zu 56 Staaten mutierten, in denen 42 Sprachen und über 500 Dialekte gesprochen wurden. Hunderte von Bürgerkriegen und internationalen Waffengängen – zumeist religiös-ideologisch geschürt und unterfüttert –, Pandemien, die bis zu 50 % der europäischen Bevölkerung dahinrafften und letztlich zwei Weltkriege – all das hat der kleinste der sieben Kontinente (nicht immer problem-los, aber) überstanden.
Sieht man von den frühen Hochkulturen Asiens und Lateinamerikas ab, könnte man statieren, daß das Gros des heutigen weltweiten Lebensstandards i.S. geistigen und technischen Fortschritts aus der Vielvölkerschaft Europas erwuchs; nachgerade das, was wir als „Aufklärung“ noch heute feiern, obwohl eben diese Aufklärung seinen Weg über die Ozeane größtenteils noch nicht gefunden hat, – sie fehlte wohl im Gepäck der Auswanderer!
Historisch betrachtet war die Idee eines paneuropäischen Reiches – erstmals am Hofe Karls des Großen so bezeichnet – und der Weg bis hin zu den ‚Römischen Verträgen’ in der Mitte des letzten Jahrhunderts geradezu logisch (und auch sinnstiftend). Doch was vor allem dem Warenaustausch, transnationaler Forschung und Bildung sowie einer gemeinsamen Währung dereinst dienen sollte, erweist sich mehr und mehr als eine „Büchse der Pandora“, mithilfe derer ein Super-Beamtenstaat errichtet wurde, der die individuellen Etatismen der 53 Einzelstaaten nun zusammenzufassen und allen Europäern – gleich welcher Historie, Kultur und Tradition – als eine Art ‚kontinentale Identität’ überzustülpen versucht.
Nach und nach soll (und wird wohl) das gesamte Leben, die Arbeits- und Berufswelt, Freizeit und Tourismus, just der gesamte Lebenskanon, vereinheitlicht, europäisch umrahmt und als „höherer Wert“ gesetzlich verankert.
Perfiderweise „denunziert“ man dieses Kunstgeflecht transnationaler und -kultureller Einheitsidentität dann auch noch als ‚demokratisch’. Damit mutieren die künftig „regionalen“ Einzelstaaten mehr und mehr zu Vasallen einer „Übermutter Vereintes Europa“; nationale Regierungschefs werden zu Lehensherren (oder -frauen), die dann – jenseits jeglicher ursprünglicher Sinnhaftigkeit – untereinander auskungeln, welches Volk, welche Nation, welcher Ursprungsstaat mit welcher Prozentualität für die politische Gestaltung dieses Molochs zuständig sein darf.
Dies kommt den nationalen Regierungen auch prächtig entgegen, denn was immer an Innovationen, Ideen und neuem Gedankengut aus dem Rest der mitdenkenden Zeitgenossen erwächst, kann umso leichter – wenn es nicht ins etatistische Strickmuster pseudosozialer Gemeinschaftlichkeit paßt – unter Hinweis darauf, daß es „europa-untauglich“ sei, abge-schmettert werden.
Die BürgerInnen Europas würgt zwar manche Verordnung aus Brüssel oder Luxemburg ein wenig im Hals, aber das generelle Problem, daß Europa seine Bürger immer mehr zu stereotypen Nummern transformiert, auf dem Altar der leeren Worthülse „Vereintes Europa“ dem Einzelnen immer mehr Rechte genommen und die Menschen in ihren Freiheiten zunehmend minimiert werden, haben die meisten „Europäer“ überhaupt noch nicht begriffen.
In dem Maße, in dem sich die EU immer mehr zur alles beherrschenden und regulierenden juristisch verbrämten Kunstfigur stilisiert, werden eben die Kräfte, die diesen Kontinent in 2.800 Jahren auf nahezu allen Ebenen der Geistes- und Naturwissenschaften, Technik und Forschung, Kultur und Lebensvielfalt sich entfalten ließen, zu Grabe getragen.
Die diktatorisch reglementierte EU ist auf dem besten Wege, unter dem hehren Mäntelchen sozialen und ökonomischen „Ausgleichs“ zu einem sozialistischen Zwangskorsett für seine 350 Millionen BürgerInnen zu werden.
Wer wissen will, wie es in Europa in wenigen Jahrzehnten aussehen wird, mag sich in den Staaten umsehen, die der Sozialismus in Osteuropa/-deutschland in wenigen Jahrzehnten emotional und sozial verwüstet hat.
Unsere Politiker, soweit darf man gehen, sind in ihrer eitlen Machtgier zu tumb, um dies zu realisieren (einige auch ideologisch zu blind, um diese Gefahr erkennen zu können). Es läge an den BürgerInnen, den überbezahlten EU-Bürokratie-Fanatikern in die Parade zu fahren, ihnen in aller Deutlichkeit die Kehrseite oder die rote Karte zu zeigen und den euro-kleptokratischen Irrsinn zu verhindern, solange dies überhaupt noch möglich ist.
H.-W. Graf