Hans-Werner Sinn und Ernst Fehr: Wenn Ökonomen sich einmischen (ECO Talk)
Sie rechnen, sie analysieren, sie schreiben – und dann? Meistens gelangen die Forschungsergebnisse von Ökonomen nicht in die breite Öffentlichkeit. Seit 10 Jahren müssen sich Volkswirtschaftler den Vorwurf gefallen lassen, dass sie nicht vor der Finanzkrise gewarnt hätten.
Wann entscheiden sich Ökonomen, ihre Meinung kundzutun? Weshalb? Und wie gehen sie mit Gegenwind um?
Reto Lipp stellt diese Fragen zwei Ökonomen, die regelmässig die Öffentlichkeit suchen und zu den einflussreichsten im deutschsprachigen Raum gehören:
Hans-Werner Sinn, ehem. Leiter Ifo-Institut:
Schulden dürfen in der Euro-Zone nicht vergemeinschaftet werden! Italien hat vor, die EU zu erpressen! Seit Jahren kritisiert Hans-Werner Sinn die EU-Politiker mit deutlichen Worten. Der Nationalökonom und Finanzwissenschaftler leitete bis 2016 das renommierte deutsche Wirtschaftsforschungs-Institut Ifo. Seine Ansicht: Professoren, die sich nicht einmischten, müssten sich fragen, wofür der Steuerzahler sie bezahle.
Ernst Fehr, Verhaltensökonom Universität Zürich:
Ernst Fehr wählt für seine Botschaften seltener die grosse Bühne. Mit dem UBS Center führt er aber ein Universitätsinstitut, das aktive Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Sein Forschungsfeld ist die Ökonomie im Kleinen. Ernst Fehr zeigt, was Boni bei Menschen bewirken, weshalb Schenken glücklich macht und dass das mütterliche Stillen eine ökonomische Seite hat. Er ist überzeugt: Die Mikroökonomie hat die Wirtschaftswissenschaft verbessert.
„Streit mit Italien – Droht die nächste Euro-Krise?“
phoenix runde vom 25.10.18
„Es ist verlockend, zu versuchen, Schulden mit noch mehr Schulden zu heilen“, so EU-Vizekommissionspräsident Valdis Dombrovskis angesichts der Entscheidung der EU-Kommission, Italiens Haushaltpläne zurückzuweisen. Die populistische Regierung des Landes plant, ihre Wahlversprechen durch eine horrende Neuverschuldung zu finanzieren. Die Kommission lehnte ab – eine historisch einmalige Entscheidung. Drei Wochen hat die Regierung nun Zeit, einen neuen Entwurf vorzulegen.
Das Land weist aktuell eine der höchsten Staatsverschuldungen weltweit auf. 2,3 Billionen Euro lasten auf Italien – mehr als 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Doch damit nicht genug: Statt Schulden abzubauen, will die Regierung nun weitere 2,4 Prozent des BIP aufnehmen und gefährdet so die Stabilität der Europäischen Union.
Wird die EU-Kommission ein Verfahren gegen Italien einleiten? Oder lenken die Populisten doch noch ein?
Gäste:
– Prof. Hans-Werner Sinn (ehem. Präsident ifo-Institut München)
– Flaminia Bussotti (Tageszeitung IL MESSAGGERO, Rom)
– Rolf-Dieter Krause (ehem. ARD-Studioleiter Brüssel)
– Prof. Alexander S. Kritikos (Forschungsdirektor Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung)