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Die wahren Anti-Europäer – Geschichte

Was Europa aus der Geschichte lernen kann

Dieser Artikel erschien in „eigentümlich frei„, Ausgabe Nr. 69 vom Jan./Feb. 2007. Wir danken Herrn Lichtschlag, dem Herausgeber von „eigentümlich frei„, sowie dem Autor Herrn Kristian Niemietz für die Druckgenehmigung.

Es gibt Diskussionsthemen, da ist die Rollenverteilung zwischen den Kontrahenten schon klar, bevor das erste Argument ausgetauscht ist. Wann immer „Sozial-“ oder „Umwelt-“ auf der Verpackung steht, ist das ohnehin der Fall. Lange Zeit war auch Europa ein solches Thema. Der „Pro-Europäer“ war ein Weltbürger von wachem und neugierigem Geiste, dessen Denken sich von Gebilden wie nationalen Grenzen nicht einengen ließ. Der Skeptiker dagegen war ein griesgrämiger Provinz-Kleinbürger, der regelmäßig von seinem Jägerzaun aus ortsfremde Personen mißtrauisch beäugte. Seine politische Bildung bezog er hauptsächlich von seinem monatlichen Stammtisch in der „Ratsschänke“, und dort hatte er gelernt, daß die EU ein bürokratischer Wasserkopf ist, der sein Geld mit vollen Händen ausgibt und sich in alles einmischt, bis hin zum schon fast sprichwörtlichen Krümmungswinkel von Gurken und Bananen. Er bediente sich dumpfer Klischees, hinter denen heimlich wohl doch nur die reine Fremdenfeindlichkeit stand, während der Pro-Europäer die Großartigkeit der „europäischen Idee“ begriff. Es ging um ein Europa, von dem Helmut Kohl gesagt hatte, durch seine Verwirklichung müßten junge Deutsche nicht mehr in den Krieg ziehen. Wer möchte bei diesem freudigen Reigen schon abseits stehen? Erst als EU-Skepsis sich mit modischem Antikapitalismus zu paaren begann, wurde sie salonfähig.

Aber ist das Bild vom gierigen, regulierungswütigen Euro-Leviathan wirklich nur ein Produkt von gastronomischen Einrichtungen, die „Ratsschänke“ und „Bierbrunnen“ heißen?

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