Das Weltfinanzsystem, zu dem neben den staatlichen Notenbanken und den privaten und öffentlichen Bankinstituten auch die gesamte Versicherungswirtschaft gehört, steht vor der gigantischen Herausforderung, teilweise völlig unterschiedliche Strukturen und gewachsene gesetzliche Fundamente aus fast 400 Jahren zu vereinheitlichen und sinnstiftend zu kompatibilisieren.
Hierbei steht im Vordergrund, 35 zum Teil noch recht unterschiedlich gestrickte Gesetzeswerke aufeinander abzustimmen, das romanische mit dem anglikanischen Rechtssystem unter einen Hut zu bringen sowie von Land zu Land teilweise recht unterschiedliche Vorstellungen davon, was staatlich geregelt und überwacht oder der privatrechtlichen Obliegenheit überlassen bleiben sollte.
Unter dieser Generalüberschrift trafen sich vom 26. bis 28. März 261 Vermögensverwalter aus 21 Nationen in Amsterdam zur 4. Morningstar Investment Conference, wobei die Liste der Referenten und die Panels der Podiumsdiskussionen mindestens ebenso hochkarätig besetzt waren wie das Teilnehmerfeld. Schon bei ihrer Eröffnungsrede verwies die niederländische Königin Maxima, die – im Gegensatz zu den EU-Finanzhäuptlingen, die hierzulande durchs politische Gehölz traben – hohen Sachverstand und trainierte Kompetenz bewies, darauf, in welch hohem Maße das internationale Finanzgeschäft praktisch jeden von uns tagtäglich begleitet und bestimmt – privat und beruflich, kommunal wie (inter)national. Die u.a. in New York, London und Frankfurt ausgebildete Finanzökonomin verwies, ohne sich auch nur im Mindesten zum Büttel einer Lobby machen zu lassen, auf die dringende Notwendigkeit, die unterschiedlichen Finanz“betriebssysteme“ in Einklang zu bringen, da hiervon zum einen die gesamte private wie kommunale/öffentliche Finanzwirtschaft, aber auch alle sozialstaatlichen Verpflichtungen, das Pensions- und Rentenwesen sowie die Infrastruktur unmittelbar abhingen. Wohlweislich ging Queen Maxima – gleiches galt übrigens für den Kreis aller anderen Referenten – weder auf die von westlichen Politikern und Medien völlig theatralisierte Krim-„Krise“ noch auf die Frage ein, ob (und wenn ja, wie lange) der Euro als künstlicher finanzieller Kitt für die historisch völlig unterschiedlichen nationalen Staatskulturen relevant sei. Beide Fragen wurden dafür umso heftiger und je nach dem Grad der Abhängigkeit des jeweiligen Sprechers von privaten oder staatlichen Instituten in sämtlichen Pausengesprächen sowie in den ebenfalls sehr kompetent besetzten Panels diskutiert.
Einig waren sich die meisten Diskutanten dahingehend, daß die Angleichung der unterschiedlichen Finanz- und Wirtschaftssysteme viel zu komplex und wichtig sind, als daß man sie Politikern und deren Ränkespielen und machtpolitischen Opportunismen überlassen dürfte.
Wer Interesse an der Rezension der Morningstar-Investment Conference 2014 hat, findet diese in einem weiteren Beitrag.
H.-W. Graf