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Als Rußland die schwerste Krise seit dem Ende der Sowjetunion erlebte

Am 17. August 1998 musste Russland den Kampf auf- und die Währung freigeben. Doch was war der Auslöser für die Chaos-Tage vor 20 Jahren?

Christian Steiner, Moskau

Plötzlich kehrten die Menschenschlangen zurück in den russischen Alltag. Durch die Rubelkrise im Jahr 1998 war das Anstehen als Symbol sozialistischer Mangelwirtschaft im Spätsommer wieder allgegenwärtig. Die Menschen standen vor den Banken und versuchten ihre Ersparnisse zu retten; erfolglos, denn Geld gab es vorerst keines. Die Regierung hatte, um eine drohende Bankenkrise abzuwenden, die Guthaben eingefroren. Wer noch Geld hatte, stand vor Geschäften an und versuchte zu kaufen, was es noch gab. Als Konsumgüter und haltbare Nahrungsmittel knapp wurden, stürzten sich die Menschen auf Apotheken, wo Kopfwehtabletten und andere Medikamente gehamstert wurden. Das beinahe in Vergessenheit geratene Wort «Defizit» – im Russischen gebraucht für eine Mangelware – machte wieder die Runde, wie der damalige NZZ-Korrespondent in Moskau schrieb.

«Dream-Team» bannt Inflation

Ausgelöst hatte die Schockzustände die faktische Währungsfreigabe am 17. August 1998. Die Regierung steckte in einem Dilemma. Sollte sie ihre eigenen wirtschaftspolitischen Erfolge und Prinzipien über den Haufen werfen, um ihren Kopf aus der Schlinge ziehen?

[….]

Kommentar von Hans-Wolff Graf:

Interessanter Hintergrundbericht zu den Ereignissen im August 1998, als Rußland die schwerste Krise seiner neueren Geschichte erlebte; wir hatten das „Vergnügen“, diese Krise vor Ort mitzuerleben – in der „Sonderwirtschaftszone“ Kaliningrad (dem früheren Königsberg in Nord-Ostpreußen).
Unerwähnt bleibt in diesem Bericht die Rolle der ‚Oligarchen‘ („Nove Russki“), die – unter Duldung des Dauersäufers Jelzin und angefeuert durch westliche Banken – nichts Besseres zu tun hatten, als a) die Filetstücke der russischen Konzerne an westliche Konkurrenten und Fonds zu verscherbeln und b) ihre Gewinne aus (erschlichenen/gestohlenen) Beteiligungen an Staatsbetrieben außer Landes zu schaffen.