… geißelte William Shakespeare („Much ado about nothing“) bereits vor fast 400 Jahren in einer seiner schönsten Komödien einerseits die Tendenz der Bevölkerung, sich über nichtssagende Geschehnisse zu echauffieren, andererseits, um die arrogante Abgehobenheit der herrschenden Adelsklasse zu demaskieren.
Nun, heutzutage empört sich der politische Adel medienbefeuert über die Unverfrorenheit, mit der die US-amerikanische NSA – einer von 39 (!) Geheimdiensten der vorgeblich letzten ‚Weltmacht‘ USA – schamfrei den (sicherlich besonders wichtigen) SMS-Verkehr von Angela I. und ihren KollegInnen aus Frankreich, Venezuela, Brasilien und der Türkei belauscht – das Abhören der übrigen Staatsoberhäupter ist einfach noch nicht entdeckt worden. Und Aufreger Nr. 2 ist ein größenwahnsinniger Bischof, der allzu offensichtlich dem seit 1.100 Jahren üblichen Pomp der religiösen Weltmacht ‚Katholizismus‘ frönte, und den sein Chef in Rom klugerweise erst `mal aus der Schußlinie genommen und in Demuts-Vakanz geschickt hat.
Derweil schwelgen die Aktienmärkte und deren Indizes in lustvoller Euphorie, schielen nach täglich neuen Rekordständen. Öffentlich-rechtliche Prognostiker sehen die USA, die Eurozone und sogar Japan im ökonomischen Aufwind, wohingegen unabhängige Experten vor der zunehmenden Verwahrlosung etlicher Volkswirtschaften – insbesondere im EU[ro(zonen)]-Raum – warnen und bereits für 2014 das Schreckgespenst eines Fiaskos an die Wand malen. Begleitet wird dieses Szenario vom wachsenden Aufbegehren rechtsverorteter Parteien in Frankreich, Finnland, der Slowakei und Slowenien, Italien, den Niederlanden, Österreich und Deutschland sowie Großbritannien, die den transnationalen Übergriffen Luxemburgs und Brüssels nicht länger tatenlos zusehen und die nationale Souveränität ihrer Länder nicht länger aufs Spiel gesetzt sehen wollen. Hinzu kommt das Schachern um Posten und Pöstchen in neu zu formierenden Regierungsteams in der Bundesrepublik und Italien.
All dies wird medienwirksam aufgepäppelt und dem verwirrten Volk in großteils unverdaulichen Happen um die Ohren gehauen und aufs Auge gedrückt. Kein Wunder, daß sich Otto und Lieschen Normalverbraucher lieber mit seichter Medienkost und fröhlichem Alltagstand beschäftigen als mit Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik.
Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit waren die Möglichkeiten, sich nahezu in Lichtgeschwindigkeit mit allen Informationen zu versorgen, die wirklich relevant sind, größer als heutzutage. Doch geklickt und verlinkt wird zumeist Nebensächliches und Banales, was Neurobiologen und Psychologen schon als ‚pathologische Neurosklerose‘ diagnostizieren, wofür man unter dem modernen Begriff des ‚financial behaviorism‘ aber bereits zum zweiten Mal den Nobelpreis verliehen hat.
Lassen Sie sich vom medialen Getöse nicht beeindrucken: Wir alle sind viel zu wichtig für Politiker und die Wirtschaft – als Wähler und Konsumenten –, als daß wir realiter Angst vor der Zukunft haben müßten.
H.-W. Graf