Wer sich mit diesen beiden Begriffen inhaltlich auseinandersetzt, stößt in kürzester Zeit an emotionale und intellektuelle Grenzen.
Nur wenige Worte dürften – und dies über Jahrhunderte hinweg – so kontrovers diskutiert und mannigfach interpretiert worden sein. Wohlan, wagen wir uns in die diskutative „Höhle des Löwen“.
Von beiden Begriffen geht eine zeitlose Faszination aus; wer wäre nicht gerne reich und frei? Wir beneiden oder bewundern Menschen, die wir für das eine oder das andere halten – nicht ohne dann sofort, beinahe im Sinne einer reflexartigen Verteidigung, uns selbst erklären zu wollen, warum die es sind, wir jedoch nicht.
Oftmals stellen wir (beinahe erleichtert) fest, daß dieser oder jener Zeitgenosse vielleicht reich, aber eigentlich nicht frei (im Sinne von glücklich) sei, und jeder kennt das Klischee vom genügsamen Bergbauern, dem Schäfer oder dem Eingeborenen in Haiti, den wir zwar als frei wähnen, ganz sicher jedoch nicht als reich.
Gibt es überhaupt einen Zusammenhang zwischen Freiheit und Reichtum?
Ich erinnere mich noch zu gut daran, wie reich ich mich als sieben-jähriger Knirps fühlte, als ich zum ersten Mal genügend Münzen gesammelt hatte, um diese in einen Fünf-Mark-Schein umtauschen zu können. Ich war stolz darauf, denn immerhin hatte ich dafür stundenlang Obstkisten beim jüdischen Kramer um die Ecke aufeinander geschichtet – 25 Pfennig pro Stunde, am Samstag gab es 50 Pfennig.
Später nützte ich jede Möglichkeit, um nach der Schule, mitunter auch statt derselben, Botendienste zu verrichten, Zeitungen auszutragen, als Sänger aufzutreten, auf dem Frühlingsfest zu helfen, Werbezettel zu verteilen, Schülerlotse zu spielen, diverse Jobs bei der Post und im Paketpostamt zu ergattern, als Bademeister meine Ferienaufenthalte zu finanzieren, Gitarren- oder Nachhilfestunden zu geben u.v.m.
Hinter all diesen Aktivitäten stand der Wunsch, mir auf finanziellem Wege Reichtum, Freiheit und Unabhängigkeit zu verschaffen.
Und dennoch wuchs hinter jedem erreichten und verwirklichten Ziel sofort ein neuer Wunsch, den ich verwirklichen und befriedigen wollte. Sehr früh stieß ich dabei auf eine Erkenntnis: Geschenke empfand ich nie als wirkliche Befriedigung, denn dahinter stand keine eigene Leistung, kein eigenes Bemühen – sicherlich eine Folge der wirtschaftlich recht engen Verhältnisse, in denen ich aufwuchs. Geschenken wohnte auch nie der Zauber erworbener Freiheit inne, den ich regelmäßig nur dann empfand, wenn ich mir durch eigene Leistung einen (finanziellen) Zugewinn erarbeitet hatte. Und so sehr ich unter den wirtschaftlichen Einschränkungen meiner Kindheit und Jugend oftmals litt, neidisch auf meine Spiel- und Klassenkameraden schielte und mit meinem Schicksal haderte, so dankbar bin ich heute für die daraus gewonnene Einsicht, daß letztlich weder Reichtum mit Geld gleichzusetzen, noch Freiheit irgendetwas mit der Höhe des Einkommens oder des vorhandenen Vermögens zu tun hat.
Wer sich mit den letzten 2.500 Jahren Geistesgeschichte und Philosophie auseinandersetzt, den mag erstaunen, in welch hohem Maße gerade diese beiden Begriffe durch die Zeiten geister(t)en, ohne daß auch nur einem der größten Dichter und Denker letztlich eine allgemeingültige Definition gelungen wäre, die zweifels- und widerspruchslos zu akzeptieren wäre.
Dies mag wohl vor allem daran liegen, daß beide Begriffe sich weder jeglicher politisch-ideologischen Systemik oder gerade gültigen Moral zuordnen, noch qualitativ oder quantitativ – und damit letztlich „erfüllbar“ – messen lassen.
Wenn wir – ganz klassisch – die Freiheit als Abwesenheit von Zwängen definieren, dann [….]