Warum wir die Krise als Chance sehen sollten
Vorab: Die eigentlichen Probleme dieser (wie jeder) Krise sind:
- diejenigen, die sich dagegen zu stemmen versuchen, um das alte System um jeden Preis zu bewahren – auch wider jede Vernunft –, weil sie alte Vorteile nicht aufgeben wollen, nicht umzudenken bereit sind;
- diejenigen, deren Inkompetenz in der Krise nun brutal offengelegt wird, die nicht bereit sind, aufzugeben, womit sie bislang ganz gut oder mehr recht als schlecht über die Runden kamen – das betrifft sowohl die schlecht Ausgebildeten, als auch die Nepper im alten System wie Provisionsjäger bei Banken, Versicherungen und Strukturvertrieben;
- Politiker, die o.g. Kriterien gleich komplett „repräsentieren“. Sie stehen aalgleich (Sie wissen, wo Aale sich herumtreiben und wovon sie leben?!?), durch die Parteiendemokratur nach oben gespült und fachlich zumeist ahnungslos, wie dumme Jungs/Mädels in der Gegend herum, retten sich in Allgemeinplätze, sondern verbalen Unrat ab und sinnen, wie sie die ihnen „zur Verfügung“ stehenden (vulgo: „geklauten“) Gelder, die Andere mit wirklicher Leistung erarbeitet haben, wahltaktisch am geschicktesten ver(sch)wenden;
- und die völlig Unpolitischen, die sich bislang um nichts als sich selbst gekümmert haben; deren Leben aus Urlaub und Feiertagen, Raab und Gottschalk, Fitnessstudios und passivem ‚Sportschau’-Konsum bestanden. Sie starren nun mit ungläubig aufgerissenen Augen auf die allmählich auch ihre Behaglichkeit empfindlich berührende Szene, mit der sie sich doch eigentlich nie befassen zu müssen glaubten.
H.-W. Graf
Krise? Ach was – Neues!
Warum wir die Krise als Chance sehen sollten
Ein Gespräch zwischen Winfried Kretschmer, Chefredakteur des online-Magazins ‚changeX’, und Andreas Steinle, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts’/14.01.2009
Umsatzeinbrüche, Pleiten, Kurzarbeit. Wie gebannt starren die Menschen auf die Zeichen der Krise. Sie sehen das Alte, das vergeht, nicht das Neue, das entsteht. Nicht die Chance, die in jeder Krise schlummert: Innovation, Neuorientierung. Wie wollen wir leben? Weiter in der Tretmühle? Was wollen wir produzieren? Weiter Sprit schluckende Monsterautos? Wie wollen wir uns begegnen? Weiter mit den Ellenbogen? Die Krise ist eine Phase der Besinnung auf das, was wir wirklich wollen. Und sie wird Innovationen anschieben, dort, wo es nottut: nachhaltige Technologie, Gesundheit, Bildung.
Andreas Steinle, Diplom-Kommunikationswirt, ist Geschäftsführer des Zukunftsinstituts in Kelkheim/Frankfurt. Er verantwortet dort den Consulting-Bereich des Unternehmens und betreut nationale wie internationale Kunden in Strategie- und Innovationsprozessen.
Guten Tag Herr Steinle, beginnen wir mit Schumpeter: Der schrieb, die Wirtschaft zerstöre unaufhörlich die alte Struktur und schaffe unaufhörlich eine neue. In Krisen geschieht dies beschleunigt. Ist – oder wirkt – eine Krise kreativ?
Absolut. Krisen fördern Kreativität. Denn sie zwingen die Menschen, mit neuen Lösungen den gewachsenen Herausforderungen und Problemen zu begegnen. Sie zwingen zu Innovation und bergen damit immer auch besondere Chancen. In der Krise werden die Märkte neu verteilt. In der Krise werden diejenigen untergehen, die austauschbar sind, die schlechte Angebote machen, schlechte Produkte haben. Diejenigen aber, die Substanz haben, werden von der Krise beflügelt.
Nun verfallen alle in Angststarre, die Horrormeldungen häufen sich. Blicken wir zu sehr auf den ersten Teil der schumpeterschen Formulierung: die Zerstörung, die wir als Bedrohung empfinden, und zu wenig auf den zweiten: die Entstehung von Neuem?
In Deutschland sicherlich. Wir Deutschen lieben den Weltuntergang – und sind hinterher immer ganz überrascht, dass er doch nicht stattgefunden hat. Wir sind eine Nation der Pessimisten, der Skeptiker …
… und hängen am Alten. Sollte man besser die Krise wirken lassen, anstatt mit staatlichen Rettungspaketen alte, nicht innovative, letztlich gescheiterte Industrien künstlich am Leben zu erhalten? [….]