Überall in den entwickelten Ländern der Welt sehen sich Sozialversicherungssysteme mit der Gefahr finanzieller Krisen konfrontiert. Aufgrund steigender Lebenserwartung, niedriger Geburtsraten und einer Abnahme der beschäftigungsabhängigen Beitragszahlungen steuern nicht-kapitalgedeckte Umlagesysteme in den Bankrott.
Das ist beileibe kein Zufall. Verpflichtende Umlageverfahren neigen dazu, den Anreiz für Arbeit im fortgeschrittenerem Alter zu senken und benachteiligen zudem größere Familien. Auf diese Weise fördern sie den eigenen Bankrott.
Falsche Voraussetzungen
Die Frage lautet nun, was hier zu tun ist. In Europa, wo die Lage ernster ist, tun einige Länder gar nichts, wohingegen andere das Mindestrentenalter und die Beitragssätze erhöhen. Das hält das System kurzfristig am Laufen, trifft aber nicht den Kern des Problems. Langfristig macht es das Arbeiten noch unattraktiver und fleißige Beschäftigte (Beitragszahler) zu Sklaven eines scheiternden Systems.
Eine bessere Lösung wäre es, den Staat dazu zu bringen, sich aus der Altersvorsorge herauszuhalten. Das Problem ist nur, daß viele Menschen sich eine Altersvorsorge ohne den Staat nicht vorstellen können. Dies gilt insbesondere für Kontinentaleuropa, wo nur wenige Menschen private Rentenvorsorge betreiben. In deren Vorstellung würde die Abschaffung der staatlichen Rentenversicherungssysteme das Verhungern und Erfrieren von Millionen von Menschen nach sich ziehen.
In kommunistischen Ländern glaubten viele Menschen, daß es den Menschen in den kapitalistischen Volkswirtschaften an den grundlegendsten Dingen fehlte, während ihre gutmeinenden Regierungen sich um sie sorgen würden. Aber natürlich kann es auch ohne den Staat sowohl Nahrung, Häuser und Autos, ja sogar Musik und Literatur geben. All das wird es sogar in viel größerer Fülle geben, wenn man den Menschen die Freiheit läßt, ihre eigenen Ziele mithilfe individueller Verantwortlichkeit, vereinter Anstrengung in lokalen Gemeinschaften und dem wechselseitig vorteilhaften Austausch am freien Markt zu verfolgen. Dasselbe gilt auch für die Altersvorsorge.
Eine Kombination von Einkommensquellen
Dennoch glauben viele, die grundsätzlich das Prinzip der Freien Marktwirtschaft akzeptieren, daß der Staat in einigen Bereichen eingreifen sollte und die Altersvorsorge dazu gehöre. Der Ruhestand, so die allgemeine Denke, sei ein unkalkulierbares Risiko und könne deshalb nicht den Marktkräften anvertraut werden. Außerdem seien einige Leute nicht klug genug, um für den eigenen Ruhestand vorzusorgen, weswegen die Regierung sie unterstützen müsse.
An diesen Einwänden ist durchaus etwas Wahres. Allerdings werden die falschen Schlußfolgerungen gezogen. Gerade weil die Altersvorsorge eine langfristige Herausforderung darstellt, sollte sie nicht Politikern anvertraut werden, die mehr darauf bedacht sind, die kurzfristigen Forderungen dieser oder jener Interessensgruppe zu befriedigen.
Darüber hinaus könne, so heißt es, die Altersvorsorge in einer freien Gesellschaft nicht nur dem Markt überlassen bleiben. Die meisten Menschen würden auf eine Kombination von Einkommens- und Absicherungsquellen zurückgreifen: die Familie, Märkte, gegenseitige Hilfe, Wohlfahrt und eigene Arbeit.
Nr. 1: Die Familie
Regierungen haben das „Umlageverfahren“ nicht erfunden. Sie haben es von der ältesten sozialen Institution der Welt abgekupfert – der Familie. Vor dem modernen Sozialstaat hatten Großfamilien die Funktion einer informellen Sozialversicherung. Die Altersvorsorge wurde auf der Grundlage wechselseitiger Großzügigkeit geleistet: Eltern brachten Kinder auf die Welt, unterstützten sie und kümmerten sich um deren Ausbildung. Im Austausch dafür unterstützten Kinder ihre Eltern im Alter mit Geld, Unterkunft und Pflege. Das ist auch heute noch das Grundmuster in Entwicklungsländern rund um den Globus.
Bevor die Menschen gezwungen wurden, den Ruhestand von der übrigen Gesellschaft zu finanzieren, hatten sie viel mehr Kinder. Nicht nur aus purer Freude, sondern weil es ökonomisch vernünftig war, viele Kinder zu haben. Das ist der Grund weswegen Familien in Schwellenländern heute größere Familien haben. Wie Julian Simon einst gesagt hat: [….]