– Religionen sind die Basis jeglichen Fanatismus` –
Wochenende: Fußball-Bundesliga – Anlaß für viele, all die Utensilien hervorzukramen, die man als echter Fan seines Sportclubs für den samstäglichen Aufgalopp benötigt. Und noch allzu gut sind uns die Bilder der Fußball-WM in Erinnerung, wo erwachsene Menschen wie Halbverrückte grölend und stammelnd, ob mit oder ohne Alkohol, entweder freudetrunken durch die Straßen taumelten oder sich gegenseitig mit allem attackierten, was in Händen Platz hat. In den Medien war man sich einig darin, das neue „Deutschlandgefühl“ als Wiederentdeckung deutscher Begeisterungsfähigkeit zu feiern.
In den 70er Jahren maß man den Erfolg der Beatles, der Stones oder der Whos daran, wie viele infantile Teenager kreischend in Ohnmacht fielen, und als sich post mortem herausstellte, daß John Wayne homosexuell war, begingen Dutzende US-Amerikaner sogar Selbstmord; ihr Idol wahrer Männlichkeit ein ‚fag’!
Wo ist eigentlich die Grenzlinie zwischen Fans und Fanatikern?
Der Duden definiert den Fan als „begeisterter Anhänger“. Der Begriff wurde im 20. Jahrhundert aus dem Englischen als Kurzform von ‚fanatic’ entlehnt, und jeder von uns ist auch (mehr oder weniger stark ausgeprägt) ein begeisterter Anhänger – als Kunstliebhaber oder Gourmet, als Sportler oder Reisender.
Für ausgeprägte Hobbys, denen wir frönen, sind wir sogar bereit, lange Wege in Kauf zu nehmen oder teuer dafür zu bezahlen. Bisweilen nimmt der Fan dafür sogar Schulden in Kauf – der Weg zur Sucht ist ein gradueller, mit fließenden Übergängen. Ausgelebtes Fan-Tum läßt uns die Zeit vergessen, mitunter sogar Obliegenheiten verabsäumen. Unsere Zuverlässigkeit steht auf dem Prüfstand und wird bisweilen vernachlässigt; wir vergessen über Dinge, die uns begeistern, Zeit und Gegenwart, und tatsächlich ist niemand gänzlich frei von Momenten und entsprechenden Verhaltensweisen, die er, bei Licht und mit Distanz betrachtet, bei Anderen nur mit Kopfschütteln begleiten würde.
Worin unterscheidet sich nun ein Fanatiker von einem Fan?
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